Page 74 - Radiologie 100Jahre
P. 74

 Kinderradiologie
Kathrin Maurer, Karin Freund-Unsinn
„Kinderradiologie in ihrer besten Art heißt an lächerlich kleinen morphologi- schen Informationsspitzen den gewaltigen untergetauchten Teil des Eisberges aufzu- zeigen“
Prof. Dr. A. Giedion, Zürich
Abb.1 Orbitasonographie: Retinoblastom. Abb.2 Schädelsonographie: Frühgebore- nes 25 SSW, intracranielle Blutung mit Ventrikeleinbruch und Infarkt im peri- ventrikulären Marklager. Abb.3 Rücken- marksonographie: Diastematomyelie. Abb.4 und 5 Miktionsurosonographie/ Miktionszysturethrographie: Doppelniere, Vesikoureteraler Reflux Unterpol. Abb.6 Thoraxröntgen: Frühgeburt 32. SSW, hy- aline Membranenkrankheit, interstitielles Emphysem, Pneumothorax.
 74
Kinderradiologie
Einleitung
Die Kinderradiologie umfasst die bildgebende Diagnostik pädiatri- scher Patienten vom Frühgeborenen bis zum Jugendlichen und betrifft sämtliche Organsysteme und alle bildgebenden Modalitäten.
Es werden auch Erwachsene mit speziellen Erkrankungen des Kindes- alters, z.B. cystische Fibrose, Stoffwechselerkrankungen oder angebore- nen Herzfehlern untersucht.
Der Lebensabschnitt von der Neugeborenenperiode bis zur Adoleszenz ist geprägt durch Wachstum und Entwicklung mit alterscharakteristi- scher Anatomie, Physiologie und Pathologien, die sich von denen des Erwachsenenalters oft wesentlich unterscheiden. Die Kenntnisse dieser spezifischen Gegebenheiten sind die Voraussetzung für die Planung, Durchführung, Befunderstellung und Qualitätssicherung der bildge- benden Diagnostik.
Die Arbeit mit kranken Kindern verlangt viel Geduld und Toleranz gegenüber den Behinderungen eines reibungslosen Arbeitsablaufes durch das typisch kindliche Verhalten. Lärm, Unruhe und mangelnde Kooperation gehören zum Kind und müssen auch in schwierigen Situ- ationen toleriert werden. Die Motivation des Kindes trägt wesentlich zum Gelingen einer bildgebenden Untersuchung bei und ist daher eine wichtige Aufgabe für Kinderradiologen, RTs und Hilfskräfte.
„So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ ist das oberste Prinzip in der Kinderradiologie, sowohl bei der Anwendung von Röntgenstrahlen, als auch im Hinblick auf Invasivität, Dauer und psychische Belastung einer Untersuchung.
 





















































































   72   73   74   75   76