Anfänglich wollte sie niemand so richtig wahr haben, nun will sie keiner mehr loswerden. Ihre Fanbase erstreckt sich mittlerweile über bald vier Generationen. We salute you!
Heute hat man als Band eigentlich nur zweierlei Möglichkeiten – entweder man fällt in eine Trendära und gibt den Löffel ab, sobald der Trend vorbei ist, oder man zieht sein Ding durch, kämpft mit aller Kraft gegen den kältesten Gegenwind und geht am Ende als Legende in die Geschichte ein (mit etwas Glück).

Ob Angus und Malcolm Young daran gedacht haben, als sie gemeinsam als Teenager AC/DC gegründet haben, ist fraglich. Eher wollten sie es ihrem großen Bruder George nachmachen, der mit seiner Band Easybeats sogar in den Staaten Erfolge feiern konnte. Als Söhne von schottischen Einwanderern in Australien war es ohnehin schwierig, Anschluss zu finden, deswegen schweißte die Musik die Brüder zusammen. Jeden Tag nach der Schule wurde in der Garage fleißig geübt. Und weil Angus es nie erwarten konnte seine Gitarre zu spielen, verzichtete er meist auf das obligatorische Umziehen und spielte einfach in seiner Schuluniform. Den letzten Anstoß gaben noch Schwester Margaret mit dem Namen AC/DC, welcher auf der Rückseite ihrer Nähmaschine stand und ihrer Meinung nach die Intensität ihrer Musik widerspiegelte. Auch George, der gerade von seiner Welttournee zurückkam zeigte sich beeindruckt von der Entwicklung seiner Brüder und organisierte eine kleine Recording Session, um ein paar Songs aufzunehmen. Trotz kleiner Erfolge und regionaler Touren waren die Young Brüder vor allem mit dem Stil des Sängers Dave Evans unzufrieden, welcher ihrer Meinung nach zu „glam“ und nicht gefährlich genug war.
Ein Ersatz war schnell gefunden. Bon Scott, ebenfalls Sohn schottischer Einwanderer in Australien, war in jeglicher Hinsicht genau das, was sich der Rest der Band vorstellte: Vorstrafe wegen Attacke auf einen Polizeibeamten, fast tödlich mit einem Motorrad verunglückt, fehlende Zähne von diversen Schlägereien, Alkoholiker und von Größenwahn getrieben – was will man mehr? Von nun an war die Mission recht klar definiert, und zwar möglichst vielen Leuten ans Bein zu pinkeln, aber das unter Hochspannung. Ihr internationales Debütalbum war „High Voltage“, das eine Kombination aus zwei vorangegangenen Regionalveröffentlichungen darstellte und 1976 in die Regale der Plattenläden kam. Obwohl die Platte teils zerschmetternde Kritiken bekam, wuchs die Fanbase schnell, nicht nur wegen der Musik, sondern vor allem wegen den Konzerten. Speziell die Engländer schätzten AC/DC schnell wegen ihrer unberechenbaren Performances und provokanten Texte. Das Folgealbum „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ wurde deshalb in vielen Ländern jahrelang der Öffentlichkeit vorenthalten. Unbeirrt setzten die Jungs jedoch ihre Arbeit fort und veröffentlichten jedes Jahr ein weiteres Album, arbeiteten an ihrer Bühnenshow und vergößerten stetig ihren Bekanntheitsgrad. Dass der Begriff „Satanismus“ zu dieser Zeit noch ein Reizwort war, muss noch hier einmal erwähnt werden, denn als 1979 „Highway To Hell“ sogar in die Top 20 der US-Billboard-Charts einstieg, stoßte dies mehreren Parteien sauer auf und die Band hatte ausgedehnten Erklärungsbedarf.

Umso größer erschien die Ironie, dass ein Jahr später kurz vor Beginn der Aufnahmen des neuen Albums Bon Scott eines Morgens tot im Auto eines Kumpels aufgefunden wurde. Er schlief dort nach einer durchzechten Nacht ein und erstickte an seinem eigenen Erbrochenen. Bis heute fällt es den Young Brüdern schwer, über dieses Ereignis zu sprechen. Entsprechend lang dauerte es auch, bis die Entscheidung gefällt wurde, ob die Geschichte der Band überhaupt fortgesetzt werden sollte. Es war ausgerechnet Scott’s Familie, welche die Young Brüder dazu drängte weiterzumachen. Nach der Durchmusterung verschiedener Kandidaten, entschieden sie sich für Brian Johnson, welchen Scott selbst Jahre zuvor einmal empfahl, da er seiner Meinung nach seinem Idol Little Richard ähnlich klang.

Eigentlich ist der Rest wirklich so gut wie Geschichte. Mit Johnson an Bord wurde noch im selben Jahr „Back In Black“ in den Äther geschossen und mehr muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden. 22-faches Multiplatin allein in den USA, über 50 Millionen verkaufte Tonträger weltweit, fünf Singleauskopplungen und ein komplett zugepflasterter Tourkalender. Viele AC/DC-Kenner und -Kritiker bezeichnen Back In Black neben Let There Be Rock (1977) als den Blueprint für alles Weitere, was die Band von nun an fabrizierte. Und falsch lagen sie nicht. Die Folgealben verkauften sich zwar „ganz gut“, mussten sich aber stets die Vergleiche mit den beiden vorher genannten Alben gefallen lassen müssen. Die kommmerzielle Bedeutung der Band rutschte nach und nach in den Hintergrund.

Doch zehn Jahre später war es wieder soweit. Obwohl „The Razor’s Edge“ eine schwierige Geburt war, katapultierte es AC/DC 1990 wieder zurück auf die Spitze. Der Opener „Thunderstruck“ wurde bald zur Hymne einer ganzen Generation und sind wir uns ehrlich: sogar wenn der Track heute noch in der Bar unserer Wahl gespielt wird, kommt man nicht aus, zumindest mit den Füßen mitzutapsen. Eigentlich waren die Young Brüder von nun an ein fester Bestandteil der gegenwärtigen Rockwelt.
Alle Platten seither verkaufen sich wieder millionenfach, sowie neue wie auch die Neuauflagen der alten, dazu kommen verschiedenste Preise wie z.B. Grammy oder Einführung in die Rock’n’Roll Hall of Fame. Die ganze Schiene halt, die man eben als lebende Legenden dann über sich so ergehen lassen muss.

Was AC/DC nach all den Jahrzehnten so besonders macht, ist Beständigkeit und eigentlich nicht mehr ihre Musik selbst, denn die ist fast schon wie ihr Logo eine eigene Firma – und die schreibt JETZT sicher nicht mehr ihren Businessplan um. Wer ein AC/DC Album kauft, weiß was drinnen ist, bevor er es überhaupt ausgepackt hat. Es ist nicht die Forrest Gump’sche Pralinenschachtel, und das hat auch seinen Reiz – während andere Bands oft eher peinlich versuchen sich ständig neuzuerfinden, zieht AC/DC einfach das durch, was sie am besten können: Ein solider 4-To-The-Floor-Beat, ein Power-Riff, eine treibende Bassline und Johnson’s Stimme, welche mit ihrem Albumtitel „Ballbreaker“ am besten beschrieben werden könnte.

Doch das alles wäre doch nur der halbe Spaß, wenn wir nicht auch noch ein paar News für euch hätten. Ihr habt es schon erahnt, richtig? Genau, letzten Monat kam die News rein, dass das Hochspannungs-Quintett Mitte des Jahres wieder das Studio aufsuchen wird. Es sollte schon erwähnt sein, dass Malcolm Young letztes Jahr seinen 60er gefeiert hat, nächstes Jahr ist übrigens Angus an der Reihe und Brian hält gerade bei den „magischen 66“ – hängen wir noch einen 6er dran für den Juni, weil das der geplante Termin für die Aufnahmen ist, und wir sind endlich offizielle Rockverschwörungstheoretiker, denn folglich muss das Album teuflisch gut werden. Gespannt brauchen wir also nicht sein, aber wir dürfen uns innigst freuen!