BERG:PO:ETHIK mit Augenzwinkern

 

Ellbögen ist eine Tiroler Gemeide wie viele andere. Idyllisch, ca. 1000 Einwohner, Sonntags erklingt Blasmusik. Nur Blasmusik? Was 2008 plötzlich aus dem Probelokal der örtlichen Dorfkapelle „hallte“, dürfte manchen traditionellen Bewohner des Heiligen Landes ins Schwitzen bringen. Denn 2008 war die Geburtsstunde der ANALphabeten.

„Wir wollten das breite Feld der Volksmusik nicht ausschließlich den Musikantenstadelzombies rund um Florian Silbereisen überlassen“ umreisst Sänger und Bassist Wolfi die Motivation, die der „Analen Geburt“ vorausging. Deshalb gründeten er und seine wackeren Mitstreiter nicht nur eine Band – nein – ein neues Genre weit über festgefahrene Grenzen musste her – der Volxpunk.

 

Mittlerweile haben es die ANALphabeten weit gebracht. Angefangen bei ihrem ersten Konzert im Gasthof St.Peter in Ellbögen, über kleinere Konzerte in ganz Tirol bis hin zu großen Bühnen wie z.B. beim Donauinselfest, im Gasometer oder beim „Harly-Fest“ – kaum eine Bühne ist vor den krachledernen Volxpunks sicher. Auch Bands wie Russkaja oder Alkbottle greifen gerne auf ihre Dienste als zuverlässige Anheizer zurück.

2009 erschien mit der Demo „Vorspiel“ der erste Output der ANALphabeten. Die meisten dieser Songs, wie z.B. die Bandhymne „Stay Anal“ finden sich noch heute im Live-Progamm. Nur der Songs „Hartes Spiel“, der von den Leiden des Österreichischen Fußballfans handelt, hat sich mittlerweile überholt.

 

Vier Jahre später wurde die EP „Aftershow“ veröffentlicht. Darauf zu finden sind nicht nur Hits wie „Tag des Arschlochs“ oder „A Schneidige Polka“, die ein Highlight auf jedem ANALphabeten Konzert (man beachte die Tanzeinlage) darstellt, sondern auch zwei Cover-Songs. Während die wohl härteste „My Heart Will Go On“-Version des letzten Jahrzehnts immer wieder ein Grinsen ins Gesicht zaubert, provoziert die Punkrock-Version der heimlichen Tiroler Hymne „Dem Land Tirol die Treue“ manch eingesessenen Tiroler. Doch wer sein Brauchtum nicht mit Augenzwinkern sehen kann, ist bei den ANALphabeten sowieso fehl am Platz.

Am 9. Jänner erscheint die erste ANALphabeten-Platte in Albumlänge auf dem Label ATS-Records, auf dem auch schon Alkbottle oder Paddy Murphy veröffentlicht wurden. BERG:PO:ETHIK heißt das gute Stück, und der Name ist Programm. Wenn vom „Hinterseer Hans“ oder vom „Szwiederen Madel“ gesungen wird, bleibt wohl manchem Trachtenträger der Speckknödel – ob der bitterbösen Texte – im Halse stecken. Garniert wird der Sound wie schon bei den Vorgängern mit einem wilden Mix aus Tiroler Bergromantik, Punkrock- und Metalausflügen, so wie einer gehörigen Prise Selbstironie. Eine solche Veröffentlichung darf natürlich nicht still und heimlich von statten gehen, nein, sie verdient eine zünftige Plattentaufe. Darum finden sich am 9. Jänner Fans, Freunde und alle die es noch werden wollen in den Hallen des Weekender Clubs ein, um der Geburt der wahren BERG:PO:ETHIK beizuwohnen. Die ANALphabeten werden diesen feierlichen Abend aber nicht alleine bestreiten. Mit dabei sind die Rotzpipn aus der Bundeshauptstadt, die nicht nur schon mal den FM4 Protestsongcontest gewinnen konnten, sondern auch wie die sprichwörtliche Wiener Faust aufs Tiroler Auge passen.

 

Nach einem ersten Probehören des Albums kann als Fazit gesagt werden: … kommet in Scharen, höret den Volxpunk und STAY ANAL!

Christian Märk